Black Friday

Ich empöre mich!

Feinkostthekenbetreuerin Lintschi F. weigerte sich heute Morgen, selbst nach ausdrücklicher Nachfrage meinerseits, mir zu den beiden eben erworbenen Leberkässemmeln noch 20 Deka Grammelschmalz gratis ins Sackerl zu überhürden. Auch Trafikant Lambert G. zeigte sich meinem Hinweis gegenüber, es sei heute doch gottverdammt der wichtigste Konsumfeiertag des Jahres, und er solle jetzt gefälligst noch 5 BIC Feuerzeuge zum Preis von einem rüberwachsen lassen, tendenziell uneinsichtig. Selbst Lieblingskellner Frantisek, ansonsten einer der generösesten Vertreter seiner Zunft, drohte mir auf meine Forderung nach einem zweiten Teller unentgeltlichen Schweinsbratenaufschnitts, gefolgt von einer Halbkilodreingabe Zwetschkenröster (aber pronto!) lediglich, mich mit einem nassen Fetzen auf die Straße zu jagen. Wie es mich dünkt, ist das Konzept des „Black Friday“ noch nicht so ganz in der Hernalser Einzelhandelsszene angekommen.

Ein Grund mehr, an dieser Stelle einen Lobgesang auf jene Elektro- und Elektronikhandelskette anzustimmen, deren Name hier aus rechtlichen Gründen nicht genannt werden darf. Nur so viel sei verraten: man kennt sie unter dem Namen des zweitgrößten Planeten unseres Sonnensystems, wobei davon ausgegangen werden darf, dass namensrechtstechnisch wohl eher der Planet ein Problem haben dürfte. Wie auch immer. Schon im Ansatz ist leicht erkennbar, dass bei jener Kette einzig und allein der Konsument im Mittelpunkt sämtlicher Anstrengungen rund um den Black Friday steht. Nicht nur wimmelt es in den Regalen von Sonderangeboten für … nun ja … Elektro- und Elektronikwaren, nein, das ist noch nicht alles! Man bekommt beim Besuch einer der zahlreichen Filialen auch noch eine Lehrstunde für die verschiedensten Kampfsportarten (Ringen, Boxen, Jiu Jitsu, usw.) gratis dazu! Nicht umsonst hat man sich – wahrscheinlich nach Rückblick auf die letzten Jahre – heuer für den knackigen Slogan „Zuschlagen oder schwarz ärgern!“ entschieden, um wild entschlossene und entsprechend durchtrainierte Konsumentinnen und Konsumenten in Divisionsstärke in die Geschäfte zu locken.

Ich erspare ihnen, werte Leser, an dieser Stelle die minutiöse Schilderung all jener Heldentaten, nach deren Vollbringung ich mich nun als stolzer Besitzer eines um sage und schreibe 17% reduzierten Smart-TVs, Bildschirmdiagonale 227cm, OLED UHD 4K, mit Transantennenquerfeldein-Receiver und Ultrakombigewächshausdimmung präsentieren darf. Das Pochen in meiner linken Schläfe lässt – im Augenblick in dem ich diese Zeilen zu Papier bringe – bereits ein wenig nach, und selbst das Stechen in meinen Rippen, das ich aber nur spüre, sobald ich meine Heldenbrust stolz herausrecke, ist bei genauerem In-sich-Hineinhorchen kaum mehr der Rede wert. Und sobald die Schwellung meines linken Auges ein wenig zurückgegangen ist, kann ich mir auch überlegen, wo um Himmelswillen ich diesen Fernseher montieren werde. Der Plafond meines Badezimmers böte sich an.

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