Der Hernalser Literaturbetrieb

Aus dem Hernalser Bezirksanzeiger vom 5. August 2011:

Peter Schauff-Schauffler, 49-jähriger Schriftsteller aus Neuwaldegg, nahm den mit 10 Parkscheinen dotierten Literaturpreis der Bezirksverwaltung für seine 4-teilige Trilogie, dem lyrischen Prosawerk „Bauchweh. Gedichte von und über Magengeschwüre“ entgegen. In seiner Dankesrede fand der Erfolgsschriftsteller überraschend klare Worte zur derzeitigen Literaturszene in der Vorstadt und zu seinem eigenen Schaffen.

Hier die ungekürzte Abschrift seiner Rede:

Geehrte Damen und Herren der Bezirksverwaltung, liebe Mutter!

es ist mir eine große Ehre, und nicht nur das. Mein Name ist, je nach anzutreffendem Umfeld, mal laut, mal leise auszusprechen. Damit nicht genug. Lassen Sie mich meine Überzeugungen einmal klar zum Ausdruck bringen. Mein literarischer Stil ist eben dieser und auch in jedem meiner Worte davon getragen. Er ist aber auch – und das ist gewiss. Aber seien Sie versichert: Die Sache mit der Redundanz habe ich unter Beobachtung- denn: wer wird denn! Das wäre ja wirklich! Da werden Sie mir zustimmen.

Ich war immer schon ein Mann des klaren Wortes. Darüber verlieren wir auch keine weiteren unklaren.

Kommen wir zur Sache. Man hat mich des Öfteren nach Grundprinzipien meines literarischen Schaffens gefragt. Niemals bin ich um eine Antwort verlegen gewesen- auch heute nicht! Mit dem nötigen Selbstbewusstsein schmettere ich Ihnen eben das entgegen! Jetzt werden viele ob dieser Offenheit erstaunt sein. Nun, das zeichnet mich aus: Ehrlichkeit, Geradlinigkeit, klare Wertvorstellungen. Unlängst wurde ich auf der Facebookseite einer bekannten Fernsehdiskussionsrunde gefragt: „Was ist Ihr erster Eindruck von Simon Becketts neuem Roman?“. Gerade bei solchen Fragestellungen kommt es auf präzise Meinungsäußerung an. Dementsprechend auch meine Antwort: ein postmodernes „Like“ mit einer mehr oder weniger surrealen Grundstimmung. Das Wall-Foto meiner Ausgabe, die so lustvoll auf meinem Schreibtisch plankte, sorgte dann zusätzlich für Aufsehen. Ein USP von Schriftstellern: wir reden nicht um den heißen Brei herum, sondern sprechen pointiert das aus, wozu gewöhnliche Menschen ansonsten Jahre brauchen.

Mein Leben steht sinnbildlich für vieles. Aber auch für anderes. Das ist offensichtlich. Ich habe mich für das alles eingesetzt, und kann mit Stolz darauf zurückblicken.

Und nicht nur das. Mein Leben habe ich diesen Dingen sozusagen gewidmet.

Im heutigen Literaturbetrieb sind wir Autoren mit einer erschütternden Erkenntnis konfrontiert, aber gerade deswegen plädiere ich dafür.

Die großen Verlage stehen zunehmends vor einem Problem. Damit aber nicht genug: wir sind Teil dessen.

Was können wir also von moderner Literatur lernen? Nichts. Denn erster Ansprechpartner ist natürlich wie in allen Lebensbereichen Facebook, ohne das wir Menschen nicht das wären, was wir niemals sein wollten, und auch niemals so blieben wie wir sein sollten.

Denken wir darüber nach.

Und, das möchte ich mit aller Vehemenz betonen: Danke!

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