Floskeln im Berufsalltag

Ein erste, bescheidene Auswahl:

  1. Gegenüber dem Kunden: „Das müssen wir intern noch klären“ = „Ich habe keine Ahnung, worum es gerade geht. Ich suche mir einen kompetenteren Kollegen, der vielleicht etwas dazu sagen kann.“ Oder: Ein Kollege hat etwas fürchterlich verbockt, und man kann/will sich im Moment dafür nicht rechtfertigen – aus Angst, noch mehr falsch machen zu können.
  2. Von Ihrem Vorgesetzten: „Das sollten wir möglichst zeitnah umsetzen“ = „Du machst das. Jetzt sofort
  3. „Ergebnisorientiertes Arbeiten“. Geile Floskel. Ich ging bisher in meiner altmodisch-dummen Bescheidenheit davon aus, dass aus jedem beruflichen Handeln irgendwann irgendein Ergebnis erwächst. Sollte dem nicht so sein bitte ich um sofortige Einschläferung.
  4. „Es gibt keine Probleme, nur Herausforderungen“. Allein dieser Satz ist schon ein Riesenproblem. Die Herausforderung besteht ausschließlich darin, dem Wortspender gegenüber ruhig zu bleiben.
  5. „Das Projekt ist ongoing“. Es hat sich wieder keine Sau darum gekümmert. Der Klassiker in Meetingprotokollen. Eine glatte 9 von 10 Punkten auf der nach oben offenen Beliebtheitsskala der fantasievollen Statusmeldungen.
  6. „Kick-off-Meeting“: Ein von allgegenwärtiger Anfangseuphorie getragener Auftakt zu regelmäßigen Meetings, der in allen Beteiligten das trügerische Gefühl entstehen lässt, ein wichtiges Projekt von Grund auf – und diesmal richtig – auf Schiene gebracht zu haben. Ohne das „Kick-off-Meeting“ fehlt im weiteren Projektverlauf die psychologische Stütze aller Beteiligten. Wird meist ziemlich zeitnah von „Kick-ass-Meetings“ abgelöst.
  7. „Keine Sorge, ich habe dich nicht vergessen!“ – Doch, habe ich. Gerade als du zur Tür reinkamst ist mir wieder eingefallen, dass ich dir seit zwei Wochen eine Antwort auf deine Email schulde. Ich habe es bewusst verdrängt. Du Nervensäge! Ich ertrage diesen Druck nicht mehr und gehe jetzt heim. Morgen ist auch noch ein Tag. Keine Sorge.
  8. „Das nehm‘ ich mit“ bzw. „Das kommt auf meine To-Do-Liste“ = Da rein – da raus. Mach ich irgendwann. Falls mich im nächsten Meeting jemand daran erinnert. Ansonsten mach ichs wahrscheinlich nicht. Eigentlich sicher nicht.
  9. „Kannst du dir das bitte kurz anschauen?“ Impliziert im Gegenüber, es mit einer Lappalie zu tun zu haben, die innerhalb kürzester Zeit erledigt werden kann. „Aufgrund deiner herausragenden Kompetenz aber nur von dir“. Meist der Beginn einer endlos scheinenden Odyssee am Schreibtisch, während sich der Kollege bereits sein drittes Feierabendbier reinpfeift.
  10. „Rückmeldung bitte bis EOB“. „End of Business Day“. Klingt einfach nüchterner und geschäftsmäßiger als “bis heut abend”. Soll verhindern, dass letzte verzweifelte Jokermails um 23:59 verschickt werden können. Ich erweitere dieses zeitbestimmende Vokabular um folgendes: „EoLB“ (End of lunch break), „EoGFB“ (End of Gabelfrühstück Break), „EoEoRF“ (End of End of Restfettn), „EoMgM“ (End of my good mood), etc. pp…
  11. „Da müssen wir uns den Workflow noch einmal genauer ansehen“. OK, bisher hatte keiner von euch Volldodln irgendeinen Plan. Zurück an den Start. Gehen Sie trotzdem über Los und kassieren Sie Ihr Gehalt.
  12. „Ich glaube du willst nicht mehr!“. Eine Wortkeule des Vorgesetzten, die einen mit drögem Blick kraftlos in den Sessel sinken lässt. Korrekte Entgegnung: „Stimmt!“.
  13. „Da sollten wir uns mit einem anderen Team kurzschließen“. Mit 900 000 Volt direkt in die Wohlfühlnische anderer, abteilungsfremder Kollegen. Will andeuten, den Großteil des eigenen Workloads am besten auf eine andere Abteilung abwälzen zu wollen. Wird von der Gegenseite aufgrund fehlender Kriegserklärung mit heimtückischen, partisanengleichen Gegenattacken vergolten. Jahrelange Ressentiments im Abgang. („Die vom Archiv san olles Oaschlecha“)
  14. „Das müssen wir einfach proaktiver angehen!“. Bisher ist nichts passiert, weil alle geschlafen haben in der Pendeluhr. Fangen wir also jetzt einfach mal an…aber wirklich!
  15. „Anständige Performance, aber da gibt es noch Luft nach oben“. Du bist ein Totalversager, von dem ich gar nicht weiß, was er eigentlich den ganzen Tag so treibt. Die Luft da oben wird für dich immer dünner, Freundchen!
  16. „Na, was kann ich dir heute antun?“ Nichts mehr. Deine Anwesenheit reicht, damit mir der Tag aber so richtig gründlich versaut ist.

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