Irrtümer

Sehr verwirrte Leserinnen und Leser, wahrscheinlich irre ich mich nicht, wenn ich keck behaupte: Unser Leben ist eine konsequente Aneinanderreihung von plagenden Irrtümern (die Anmerkung „…oder wahrscheinlich ein einziger großer Irrtum“ erspare ich Ihnen*). Dies durfte ich jüngst im Zuge der Renovierung meiner paar Quadratmeter Hernals eindringlich erfahren:

Irrtum Nr. 1: Der Malerkostenvoranschlag, auf den ich wie folgt replizieren musste: „Gute Frau B., ich bedanke mich herzlich für den mir heute Nachmittag durch Ihren Betrieb zugegangenen Kostenvoranschlag für Malerarbeiten an o.a. Adresse, 1170 Wien. Es muss sich hier jedoch um einen Irrtum handeln. Die Angebotssumme von 8000 Euro netto(!) für das Ausmalen von drei Zimmern inklusive Sockelleisten kommt mir linde übertrieben vor. Ich habe weder ein Deckenfresko mit meinem Konterfei bestellt, noch möchte ich Sockelleisten aus Gold. Ich vermute, dass Ihr Angebot eigentlich für die Komplettrenovierung der Sixtinischen Kapelle, oder die Umgestaltung des Petersdoms erstellt wurde und nur irrtümlich an mich ergangen ist. Ich bitte daher höflich um zeitnahe Übersendung des korrekten Anbots, da hier offensichtlich nur eine Verwechslung vorliegen kann. MfG Zwickel“

Irrtümer  Nr. 2-4: Mein Irrtum, anzunehmen, das Malerangebot sei irrtümlich an mich ergangen. „Sehr verehrter Magister Zwickel, wir bedanken uns für den Hinweis. Natürlich stimmt unser Angebot so nicht. Bei der Position ‚Tiefengrundierung‘ ist uns ein bedauerlicher Irrtum (Nr. 3) unterlaufen. Unser Gesamtangebot beläuft sich somit auf 10.436,- Euro exkl. USt. Das optionale, nicht im Angebot enthaltene Bodenabdecken würden wir Ihnen auf Kulanz mit lediglich 600,- exkl. USt. berechnen. Das gewünschte Deckenfresko in Michelangelo-Optik könnten wir Ihnen zum Vorteilspreis von 68.750,- Euro exkl. USt. anbieten. Wir hoffen, dass dieses Angebot Ihren Vorstellungen entspricht (Irrtum Nr. 4). MfG Ihr Maler B.“

Irrtum Nr. 5: Handwerker haben Mitleid mit der finanziell beschränkten Situation eines kleinen Lokaljournalisten, der von Bestechungsgeldern und Almosen lebt. Nein, sie sind Vampire. Blutsauger. Tragen Manschettenknöpfe aus Diamanten. Zahlen im Supermarkt mit Edelsteinen und Goldnuggets. Löffeln den Kaviar schon zum Frühstück. Fahren mit dem Aston Martin ums Eck zum Gratiszeitungholen. Sie stampfen mich mühelos und ohne mit der Wimper zu zucken in den güldenen Boden, auf dem sie stehen und werken.

Irrtum Nr. 6: Das wird irgendwann was mit meiner Wohnung.

Reden wir nicht mehr darüber. Man irrt sich in allem so leicht.

*) Irrtum

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